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Sie planen gerade Ihre CD-Produktion, und holen sich dazu Angebote für die Aufnahme ein. Sie fragen sich, weshalb Tonstudio / Tonmeister A
für eine Aufnahme mit Schnitt vielleicht EUR 4.000,- beansprucht, während Tonstudio / Tontechniker B das selbe für ganze EUR 1.500,- macht. Und außerdem haben Sie noch einen Bekannten C, der
einen fabelhaften Minirecorder, 4 Mikrofone und ein kleines Mischpult besitzt, und das Ganze für runde EUR 400,- steuerfrei und in Surround macht. Will Tonmeister A Sie über den Tisch ziehen? Kann er
tatsächlich zehn mal so gut sein wie Freund C?
Klare Antwort: Er kann. Und Sie dürfen und sollen das auch von ihm erwarten. Lassen Sie sich erklären, wo die Unterschiede liegen, worauf es
ankommt, damit statt eines “Schnappschusses” mit der HandyCam eine perfekt ausgeleuchtete und kunstvoll inszenierte “akustische Photographie” eines professionellen
Musik-Photographen entsteht.
Freund C mit seiner Amateurausrüstung hat für ein Hobby relativ viel Geld, sagen wir EUR 3.000,- in sein Hobby investiert. Er ist auch sehr engagiert, freut sich
über jede Gelegenheit, seine Anlage einsetzen zu können. Es können ihm, je nach Geschick und Übung auch ganz passable Aufnahmen gelingen, die für den internen Gebrauch ohne Weiteres vervielfältigt,
im CD-Brenner gebrannt, ihren Zweck erfüllen und Freude bereiten. Er stößt allerdings schnell an seine Grenzen, wenn allfällige Probleme auftauchen, sei es, daß man mit seinem Klang irgendwie nicht
so recht zufrieden ist, sei es, daß man seinen Rat erfragt, wie man CD-gerecht musiziert, wie man effektiv und sinnvoll die Aufnahmesitzungen gestaltet, oder auch nur die Bitte, doch diesen Ton und
jenes Geräusch “weg zu schneiden”. Er muß von seinem Hobby nicht leben, die Bezahlung ist mehr ein Anerkennungshonorar, technische Fortschritte interessieren ihn wohl, vielleicht
versteht er sogar, was diese bedeuten, klanglich oder ökonomisch, aber sie nötigen ihn nicht zu neuen Investitionen. Ob seine Aufnahmen mit einschlägigen Normen harmonieren, ist weniger wichtig.
Sollte seine Aufnahme dann ins Presswerk gehen, muß dort eben - gegen Rechnung an Sie, versteht sich - nachgearbeitet werden, damit man eine CD daraus machen kann. Es ist eben ein
“Schnappschuß”, das Licht ist, wie es ist, der Hintergrund, die Inszenierung sind, wie sie eben gerade sind. Sie spielen, wie Sie denken, dass es passt und müssen das auch selber
kontrollieren. Mehr darf man nicht erwarten. Dafür ist sein Gesamtpreis von EUR 400,- auch angemessen.
Techniker B hat da schon mehr zu bieten. Er kennt sich mehr oder weniger gut in der
komplexen Materie aus, hat vielleicht sogar Erfahrung in Tonstudios gesammelt, einen Kurs bei einer Sound Engineer Schule absolviert. Seine Ausrüstung ist teilweise professionell. Für sein
bestes Mikrofon gibt er auch mal über EUR 500,- aus, in seinem Mikrofonkoffer finden sich gleich 2 Dutzend Mikrofone, sein Laptop oder PC wird über ein USB-Interface gefüttert, und auch seine übrigen
Geräte entstammen dem semiprofessionellen Angebot. Alles in allem hat er vielleicht EUR 10.000,- bis EUR 20.000,- investiert. Er weiß die Geräte auch korrekt zu bedienen, und das damit
aufgenommene Material bearbeitet er zu Hause auf seinem Computer mit einem der vielen preiswerten Programmen, die alles können. Er bietet Ihnen einen ganzen Tag Aufnahmezeit, und das erscheint Ihnen
auf jeden Fall ausreichend. Er läßt Sie an diesem Tag singen oder spielen, was Sie wollen, und so oft Sie wollen. Vielleicht regt er auch an, das eine oder andere Stück nochmals zu machen, weil es
“irgendwie noch nicht so gut” gewesen sei. Techniker B setzt zu Hause an seiner Workstation die jeweils besten Takes zusammen, möglicherweise mit Ihrer Hilfe, und kopiert das Ganze auf
Festplatte oder brennt ein “CD-Master”. Vielleicht mischt er noch etwas Hall dazu, und macht alles mit seinen digitalen Wunderkästchen und PlugIns noch etwas brillanter, weiter, lauter,
was gerade so üblicherweise gewünscht und en vogue und amtlich ist. Sie sind mit dem Ergebnis möglicherweise ganz glücklich, weil Sie auch nicht mehr erwartet haben. Oder Sie sind nicht zufrieden,
aber machen kann man dagegen nichts, denn schließlich haben ja Sie die Musik gemacht, nicht er. Dieser technischen Dienstleistung ist ein Tagespreis von EUR 200,- bis EUR 300,-
angemessen.
Was macht nun Tonmeister A besser, um seinen Mehrpreis zu rechtfertigen?
Er berät Sie schon bei der Vorbereitung Ihrer CD-Produktion. Er fragt nach dem Raum, in dem
aufgenommen werden soll. Eventuell empfiehlt er eine Vorbesichtigung, gar mit Probeaufnahme und weist Sie darauf hin, wenn der Raum weniger oder gar nicht geeignet erscheint. Er gibt Ihnen Tips zur
Vorbereitung, vor allem, wenn Sie so etwas zum ersten mal machen. Er fragt nach dem Programm, der Besetzung, dem Zweck, dem Kenntnis- und Erfahrungsstand der Mitwirkenden. Kurz, er versucht sich ein
Bild zu verschaffen von dem, was gefordert und angemessen sein wird, um die Aufnahme zu einem positiven Erlebnis für alle werden zu lassen.
Dann wählt er aus seiner umfassenden
Ausrüstung das aus, was für diese Aufnahme das geeignetste ist, und noch ein bißchen mehr, um für alle Eventualitäten gewappnet zu sein. Dazu besitzt er professionelle Mikrofonverstärker und
AD-Wandler, die alleine bereits leicht doppelt so viel kostet wie die gesamte Ausrüstung von Techniker B, er hat nicht nur ein Paar erstklassiger Mikrofone zur Verfügung, sondern ein ganze Auswahl.
Der Mikrofonkoffer, vergleichbar der Objektivsammlung des Photographen, repräsentiert den Wert etwa eines Luxusautos, und die richtige Mikrofonwahl entscheidet schließlich über den Klang der
Aufnahme. Auch die übrigen Geräte sind nicht von der billigen Sorte, angefangen beim professionellen Audio-Computer über die Kabel bis hin zur Aufbereitung des Netzstromes und einer störungsfreien
Kommunikationseinrichtung. Nur so kann ein hoher Qualitätsanspruch befriedigt werden. Schließlich wollen Sie ja, daß bei Ihrer Aufnahme alles stimmt. Und nur so kann auch ein ungestörter Ablauf der
Aufnahme, bei dem technische Probleme einfach nicht existieren, gewährleistet werden. Nichts ist nervtötender, antiinspirativer für den Musiker, als Unterbrechungen und Pausen, weil die Technik
nicht richtig funktioniert. Nichts ärgerlicher, wenn die Aufnahme musikalisch und klanglich eigentlich in Ordnung war, aber das Master hinterher leise, aber hörbar rauscht, zirpt oder brummt. Das
dürfen Sie bei Tonmeister A ruhig abhaken.
Von größter Wichtigkeit ist dann die Aufnahmearbeit selbst. Der Tonmeister ist für Sie das Ohr, welches nicht nur den guten Klang garantiert, sondern
auch mit dem rechten Maß an Kritik, Beratung und Motivation das aus den Musikern herausholt, was diese oft selbst nicht für möglich gehalten hätten. Er wird Sie nicht verheizen an Stellen, die
Ihnen Probleme bereiten, sondern Ihnen helfen diese zu überwinden. Er wird Ihnen aber auch sagen, wo Sie verbesserungfähig sind, er wird Sie fragen, ob Ihre Interpretation auch so gemeint ist, wie
sie beim Hörer ankommt. Als studierter Musiker kann er eine Partitur lesen, weiß, wovon er spricht und worauf es ankommt. Er gibt Ihnen die Zeit, die Sie benötigen. Das wird in der Regel nicht ein
Tag sein, sondern zwei oder gar drei, soviel, wie eben notwendig erscheint, um Musiker und Musik zu entsprechen.
Drei, vier oder gar fünf Tage Zeit nimmt der Tonmeister sich dann, um das
erarbeitete Material zu einem optimalen Ergebnis zusammenzufügen. Seine Schnittarbeit besteht eben nicht darin, nur Fehler und Geräusche zu eliminieren. Er baut vielmehr die Musik nochmals von Anfang
bis Ende neu zusammen, so daß musikalische Abläufe, Spannung und Entspannung in einem harmonischen Ganzen zusammenwirken. So kann es sein, daß er hunderte von Schnitten macht, wo Techniker B mit
dreien auskommt. Aber das liegt nicht an der Unfähigkeit des Tonmeisters, auch nicht daran, daß Ihre Leistung schlecht gewesen wäre. Sein Ergebnis soll eben mehr sein, als die bloße Summe von
korrekten Tönen. Je besser das aufgenommene Material, desto mehr lohnt es sich, musikalisch damit zu arbeiten, zu schneiden:
Am Ende steht eine CD, die Ihre musikalische Leistung in bester
Weise präsentiert.
Die angemessenen Kosten für einen professionellen Tonmeister incl. adäquater Technik liegen nach Erhebungen des Verbandes deutscher Tonmeister ( VdT) durchschnittlich bei etwa EUR 600,- pro Tag.
PS: Es ist offensichtlich, dass für jeden der drei Typen A-C eine Berechtigung am Markt besteht. Nicht jeder braucht
einen Tonmeister C. Es ist auch klar, dass die Grenzen fliessend sind und die persönliche Beziehung eine wichtige Rolle spielen kann. Worauf es aber ankommt ist, dass dem Kunden, also Ihnen, dem
Musiker klar ist, was er kauft, und die Preisunterschiede auf handfesten Qualitäten beruhen. Dann wird es auch keine enttäuschten Kunden geben.
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