Reinhard Geller
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Der Begriff ”Mastering” ist umwoben von mystischen und zauberischen Geheimnissen. Man nennt die bekannten Masteringingenieure gerne “Gurus”, und sie sind mittlerweile weit bekannter als die Toningenieure und Tonmeister, die doch die Musikaufnahme originär geformt haben. Was ist der Grund für diese Hochschätzung?

Nun, der Ursprung für den Glauben an die Masteringgurus liegt in der Pop- und Rockmusik begründet, wo der Zeitgeist außerordentlich schnell und schneidend bläst. Will sagen: Soundmoden lösen sich rasch ab, und wer nicht absolut “amtlich” klingt, fällt einfach raus. Das Masteringstudio sorgt nun dafür, daß möglichst jede Produktion dem aktuellen Soundstandart genügen kann. Dies ist in der streng radioorientierten U-Musik durchaus wichtig, denn wer im Autoradio nicht dieselbe Durchsetzungsfähigkeit hat wie das Gros der anderen, wird überhört, floppt. Mastering ist also in diesem Sinne ein vornehmlich wirtschaftlicher Faktor. Allerdings besitzt ein wirklich guter Masteringingenieur neben einem untrüglichen Instinkt für den Zeitgeist auch die Fähigkeit, einer Musikproduktion trotz der Forderung nach ”Kompatibilität” ihre charakteristischen Eigenheiten zu lassen.

Im Bereich der klassischen Musik hat das Mastering nicht diese Tradition und nicht diesen Stellenwert. Dies liegt im Wesentlichen daran, daß es hier nicht auf rein sonische Überlegenheit des Produktes ankommt. Will heissen: Nicht der lautere gewinnt. Gleichwohl gibt es auch  in diesem Bereich so etwas wie Zeitgeschmack. Allerdings wird ein guter Tonmeister stets darauf achten, daß nicht eine allgemeine Klangphilosophie (was für ein Wort!) gegenüber einem der Musik angemessenen Klangbild sich durchsetzen kann. Dies bedeutet oftmals auch harte Überzeugungsarbeit gegenüber Musikern und Plattenfirmen. Dies ist umso delikater, da man sich über eine unerhört flüchtige Materie auseinandersetzt, die zudem hochemotional besetzt  ist, und ausserdem die Vertrauensbasis für die weitere musikalische Arbeit nicht durch allzu heftige Diskussionen gestört werden darf.

Das führt dazu, daß das Klangbild nach Aufnahme und Schnitt bisweilen nochmals angepasst und verändert werden muß. Dies ist bei klassischer, rein akustischer Musik ungleich schwieriger zu handhaben, als dies im Bereich der Popmusik der Fall ist, wo es weitgehend um “nichtnatürliche” Sounds geht, während wir es im klassischen Bereich mit quasinatürlichen Klangeindrücken zu tun haben, und Manipulationen sich da sehr schnell als “unnatürlich” zu erkennen geben: Dort ist es durchaus gewollt, die formende Hand des Tonmeisters oder Produzenten zu erkennen. Hier soll gerade der Eindruck vermieden werden, jemand “schraube” am Klang - obwohl dieses ja faktisch unvermeidlich ist. Und eine “Handschrift” gibt es auch bei klassischen Tonmeistern und Produzenten.

Ein weiteres Arbeitsgebiet, welches im weiteren Sinne zum Mastering zu rechnen ist, ist die Restaurierung und das Remastern älterer und historischer Aufnahmen. Die Problemstellung scheint vordergründig zu sein, möglichst alle technischen Defekte und Unzulänglichkeiten wie Rauschen, Knacken, Verzerrungen etc. zu beheben. Aber es zeigt sich sehr schnell, daß man einer alten Wachsplatte nichts Gutes tut, einfach den Geräuschteppich komplett zu entfernen. Es zeigen sich dann umso mehr andere Eigenheiten, die plötzlich weit störender zum Tragen kommen, als dies im Verein mit den übrigen Störungen war. Ein gewisses Maß an fein verteiltem Rauschen täuscht dem Ohr z.B. vor, daß eine Präsenz vorhanden sei, die nachweislich nicht da ist. Das Entfernen dieses Rauschens würde subjektiv zu einem weniger schönen und muffigen Klang führen. Also gilt auch hier, daß die Wahl der richtigen Mittel im rechten Maße angewandt und mit einer klaren musikalischen Vorstellung zum Ziel führt.

Eine grundsätzliche Frage hierbei ist: Was hätte der Kollege Tonmeister von 1920 oder auch 1960 getan, wenn er die heutigen Mittel zur Verfügung gehabt hätte? Oder anders: Darf ich aus einer Mono- eine Stereoaufnahme machen - wie auch immer ich dieses Versuche? Das kann nur im Einzelfall beantwortet werden. Für uns stellt sich zunächst die Forderung: Werkzeuge und Methoden zu haben, um solche Art von Renovierungen durchführen zu können. Dann sich dem Werk mit grossem Respekt nähern und finden, was dieses an Potential in sich trägt. Dem ist Rechnung zu tragen.

Zuletzt, aber nicht zuletzt, bedeutet “Mastering” auch, den Ausgangsdatenträger in technisch einwandfreier Weise herzustellen, von dem das Presswerkzeug gefertigt werden soll. Dies ist allerdings eine rein technische Angelegenheit, die mit größter Sorgfalt getan werden muß. Sonst nützt die schönste Aufnahme nichts.

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